Historie der Kleinbottwarer Landfrauen

Gegründet wurde der LandFrauenVerein Kleinbottwar im Januar 1948 als 22 mutige Frauen unter der Leitung von Frau Emma Roth vom Forsthof diesen mutigen Schritt wagten! Die meisten dieser Gründungsmitglieder kamen aus bäuerlichen Familien.  Es war der erste LandFrauenVerein hier im Bottwartal. Kleinbottwar hatte zu dieser Zeit rund 800 Einwohner und war sehr ländlich geprägt. Nach der Arbeit in Haus und Hof machten sich die Landfrauen zu Fuß oder tatsächlich auch mal mit dem Schlepper auf den Weg zum Forsthof, wo die Versammlungen stattfanden. Dass die Gründung des Vereins eine richtige Entscheidung war, zeigte sich daran, dass die Zahl der Mitglieder bereits im Februar 1948 auf 30 angewachsen war! Manche Veranstaltungen fanden im alten Schulhaus statt (das jetzige Rathaus), und im Winter musste für die Beheizung selbst gesorgt werden!

Bescheiden hat alles angefangen und sparsam waren die Frauen der ersten Stunde auch. Durch gutes Wirtschaften, Weihnachtsfeiern, Theater spielen und Basare wuchs das kleine Vereinsvermögen. Bereits damals hat man an die Mitmenschen gedacht  und der Erlös des Basars wurde für den neuen Kindergarten gespendet.

Im Jahre 1955 wurde eine vereinseigene Waschmaschine angeschafft, die von Haus zu Haus „wanderte“ und 1958 war dann sogar der Kauf eines Heimbüglers möglich. Diese beiden Geräte waren eine große Erleichterung für die Frauen!

Der erste Vereinsausflug fand in den 1950er Jahren statt und führte an den Rhein nach Rüdesheim. Dieser Ausflug war für alle ein ganz besonderes „Highlight“ wie wir heute sagen würden. Denn damals war an freie Tage oder gar an Urlaub für die Landfrauen überhaupt nicht zu denken, musste doch täglich in Haus und Hof mitgeschafft werden! Und so waren die Busreisen die einzige und zugleich eine ganz besondere Möglichkeit, einmal etwas anderes zu sehen.

1960 gab Emma Roth den Vorsitz an Meta Schäfer weiter, die 10 Jahre lang den Verein umsichtig und zielbewusst führte, was für eine junge Mutter mit zwei kleinen Kindern und einem Hof sicherlich eine zusätzliche Herausforderung war.

1970 übernahm dann Emilie Wiener den Vereinsvorsitz. Damals war es wohl schon so wie heute: Sie wollte nicht so recht, hatte dann aber dennoch das Amt der ersten Vorsitzenden 10 Jahre lang mit Bravour gemeistert.  Ihr Leitspruch war: „Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch die Kraft es zu bewältigen.“

Nachdem Ende 1971 unser schönes Dorf Kleinbottwar seine Selbständigkeit aufgegeben hatte und im Zuge der Gemeindereform nach Steinheim eingegliedert wurde, traten auch einige Steinheimer Frauen unserem Verein bei.

Ihre erste Auslandsreise führte die LandFrauen im Jahr 1973 nach Paris.  Dank der Beziehungen von Franziska Gräfin Adelmann von Schloss Schaubeck kam diese Reise zustande. Sie hatte alles organisiert und ausgearbeitet für die Kleinbottwarer Landfrauen. Diese Reise blieb für alle Teilnehmerinnen ein unvergessliches Erlebnis!

Ab 1980 durften wir für unsere Aktivitäten die Räume in der Paul-Aldinger-Schule benutzen wie z. B. zum Kochen oder Basteln.  Im selben Jahr wurde auch die Gymnastikgruppe mit 18 Frauen ins Leben gerufen, und so waren wir sehr dankbar, dass wir dort den Gymnastikraum benutzen konnten. Frau Maria Baumbusch war unsere erste Übungsleiterin bis in das Jahr 2002. Ihre Nachfolgerin wurde dann Ute Fähnle, die die Gymnastikgruppe sechs Jahre leitete. Nachdem Ute dieses Amt im Jahr 2008 aufgegeben hatte, übernahm Heike Widenhorn die Gymnastikfrauen, die sie bis heute zusammen mit ihrer Stellvertreterin Ingrid Muninger betreut und leitet.

Nach Fertigstellung der Bottwartalhalle im Jahr 1988 wechselte die Gruppe dorthin, wo weiterhin jeden Montagabend die präventive Gymnastik für unsere Mitglieder stattfindet. Aufgrund der Corona-Pandemie ist im Moment leider keine Gymnastik als Präsenzveranstaltung möglich. Als es die Bestimmungen letzten Sommer jedoch zuließen, haben sich die Gymnastik-Damen  auf der Wiese unseres Mitgliedes Herma zur „Gymnastik im Freien“ regelmäßig und mit viel Freude getroffen.

1980 übernahm Gertrud Weiler, die ehemalige Bürgermeisterin von Kleinbottwar, das Amt der ersten Vorsitzenden. Mit viel Freude und Engagement lenkte sie 10 Jahre lang die Geschicke des Vereins. Es fanden in dieser Zeit weitere Bildungsreisen statt u.a.  nach Bonn, Wien oder in die Lüneburger Heide

1985 wurde der erste Martinimarkt veranstaltet, für den die Frauen im Vorfeld immer viel „gewerkelt“ haben: es wurde fleißig gestrickt, gebastelt, Marmelade gekocht, Brot gebacken und noch vieles mehr! Ein Teil des Erlöses konnte regelmäßig einer gemeinnützigen Einrichtung in unserer Gemeinde gespendet werden. Während der Amtszeit von Frau Weiler wurde auch das 40jährige Vereinsjubiläum in der neuen Bottwartalhalle mit vielen Ehrengästen groß gefeiert.

Besonders zu erwähnen ist auch das Kelterfest, das der LandFrauenVerein viele Jahre lang – bis zum gemeinsam beschlossenen Ende – zusammen mit den anderen örtlichen Vereinen im zweijährigen Turnus mitorganisiert hatte. Dieses Fest ging über drei Tage und war jedes Mal eine große Herausforderung für alle Vereine!

Seit 1985 beteiligen wir uns auch regelmäßig am Sommerferien-Programm der Stadt Steinheim mit Planwagen-Fahrten zum Bauernhof oder Brötchen backen auf dem Lehrhof, was den Kindern immer sehr viel Freude bereitete.

1990 übergab Frau Gertrud Weiler den Vorsitz in jüngere Hände:  Annette Schäfer übernahm das Amt als Vereinsvorsitzende. Ein Zeichen dafür, dass das Ansehen des LandFrauenVereins einen hohen Stellenwert in unserer Gemeinde einnimmt, ist die gestiegene Mitgliederzahl: sie ist in dieser Zeit auf 115 angewachsen!

1994 musste Annette Schäfer aus privaten Gründen den Vorsitz abgeben, denn sie verließ Kleinbottwar.

Lore Maier war nach viel Überredungskunst bereit, das freigewordene Amt der Vereinsvorsitzenden zu übernehmen. Bis 2003 hatte Lore Maier dieses Amt inne und war in diesen neun Jahren unermüdlich für den Verein tätig. Keine Arbeit war ihr zu viel, sie war – und ist es immer noch – die gute Seele unseres Vereins! Als Dank und Anerkennung für ihre Arbeit in unserem Verein wurde sie zur Ehrenvorsitzenden ernannt.

2003 übernahm Ellen Waters den Vorsitz, den sie mit viel Kraft, Energie und Freude ausübte und bis zum Jahr 2013 innehatte. In Verbindung mit dem Martinimarkt  wurde im November 2012  der erste Martinsumzug durch Kleinbottwar veranstaltet, für den der LandFrauenVerein die Schirmherrschaft übernahm. Seit dieser Zeit gibt es auf Initiative von Ellen Waters für jedes Kind eine liebevoll gefüllte „Martinstüte“ mit allerlei Leckereien! Für Ellen war – und ist – der LandFrauenVerein eine gute und harmonische Gemeinschaft, in der die Zusammengehörigkeit großgeschrieben wird und in der man sich stets aufeinander verlassen kann. In ihrer Zeit als Vorsitzende setzten wir unser Weiterbildungsprogramm mit vielen interessanten Vorträgen und Besichtigungen fort. Des Weiteren unternahmen wir einige Mehrtagesreisen wie z. B. in die Niederlande, der Heimat von Ellen, sowie nach Berlin oder in den Harz – um nur einige zu nennen. Die Teilnehmerzahlen bei diesen Veranstaltungen waren stets hoch und zeigten das große Interesse daran. Für ihre geleistete Arbeit in unserem Verein wurde auch Ellen zur Ehrenvorsitzenden ernannt.

Zu erwähnen sind auch die historischen Umzüge, an denen wir teilgenommen haben, und

die vielen tausend Schnecken, die für verschiedene Veranstaltungen gebacken worden sind,

unsere Adventsfeiern, die immer wieder eine familiäre Atmosphäre aufkommen lassen sowie

die Ausflüge für unsere älteren Mitglieder, die an den anstrengenden Informationsreisen nicht mehr     teilnehmen konnten….

Im Jahr 2013 gab es ein Novum in unserer Vereinsgeschichte: mit Isolde Watzl und Gudrun Stiefel übernahm ein Team den Vorsitz unseres Vereins. Es war ein gutes Gefühl, sich die Verantwortung zu teilen und wir beide haben uns hervorragend ergänzt und die Geschicke unseres Vereins gemeinsam geführt. Dieses Vorsitzenden-Team hatte bis zum Jahr 2019 Bestand. In diese Zeit fiel auch das 70jährige Vereinsjubiläum, das wir mit fast allen Mitgliedern am 21. April 2018 im „Panorama“ des Weinguts Forsthof feiern konnten.  Es war eine rundum gelungene Feier und selbst der Wettergott war uns positiv gestimmt, sodass wir den Sektempfang bei herrlichem Sonnenschein im Freien genießen konnten. Der Abend verlief in sehr entspannter und kurzweiliger Atmosphäre und die Zeit verging wie im Fluge. Nach den kurzen Grußworten der Ehrengäste lockerte der Clown Kampino mit seinen „zauberhaften“ Zaubereien das Programm immer wieder auf. Er zauberte uns sogar selbst die Sterne vom Himmel! Beeindruckend war aber auch, dass er es tatsächlich geschafft hat, im Laufe des Abends alle Gäste mit dem richtigen Vornamen anzusprechen – welch‘ eine Leistung! In einem interessanten Bildervortrag präsentierte uns Karin Schäfer die vergangenen 70 Jahre unseres Vereins und manch eine dürfte sich in frühere Zeiten zurück versetzt gefühlt haben mit dem Satz: „weißt du noch, damals…?“  Höhepunkt des Jubiläums war die Ehrung der beiden Jubilare Meta Schäfer und Gertrud Ramsperger, die beide genauso lange unserem Verein angehören wie der Verein alt ist – nämlich genau 70 Jahre! Das ist wahrlich etwas ganz Besonderes!

Seit 2019 habe ich den alleinigen Vorsitz übernommen mit Kordula Bräunig als Stellvertreterin. Wir hoffen, dass wir dieses Erbe, das ja auch eine Verpflichtung für uns ist, weiterhin mit viel Tatkraft gut in die Zukunft führen können und dass sich immer Menschen finden werden, die bereit sind, das Nötige dazu beizutragen.

In den vergangenen Jahren sind wir zu einer festen Institution in unserer Gemeinde geworden und sind aus dem Vereinsleben unseres Ortes nicht mehr wegzudenken! Leider hat uns allen die Corona-Pandemie seit März 2020 einen großen, einschneidenden Strich durch die Rechnung gemacht: sämtliche Präsenzveranstaltungen wurden gestrichen und sogar die jährliche Hauptversammlung konnte nicht stattfinden. Die Weihnachtsgeschenke an unsere Mitglieder haben wir persönlich an der Haustüre abgegeben, und auch einen kleinen „Tulpengruß“ zur Osterzeit haben wir unseren Mitgliedern persönlich überbracht. Wir hoffen, dass im Laufe des Sommers 2021 wieder etwas Entspannung eintreten wird – für unsere Mitglieder und für unsere Vereinsaktivitäten!

Der LandFrauenVerein hat im Moment 70 Mitglieder. Wir freuen uns sehr, dass wir seit letztem Jahr zwei junge Damen als neue Mitglieder in unserem Verein begrüßen dürfen. Sie haben sich bereits mit viel Elan an die Gestaltung unserer Webseite gemacht, und wir sind stolz darauf, dass wir seit kurzem unseren Verein auf einer eigenen Homepage präsentieren können! Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass es weiter geht bei uns und sich die Jugend einbringt in unserem Verein.

Mit dem Zitat von Gräfin Leutrum von Ertingen, Mitbegründerin der LandFrauenVereine, möchte ich schließen:

„Die Vereine werden das sein, was wir selbst aus ihnen machen – und je mehr sich lebendig beteiligen, desto fruchtbarer wird es für uns alle sein“.

 

 

Kleinbottwar, im Mai 2021

Gudrun Stiefel, 1. Vorsitzende